Als renommierter Anwalt für Erbrecht betreuen wir täglich Menschen, die Fragen zum digitalen Nachlass haben. In unserer zunehmend digitalisierten Welt gewinnt dieses Thema immer mehr an Bedeutung. Daher möchten wir Ihnen einen umfassenden Überblick geben, was Sie beachten sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Das Wichtigste in Kürze
- Was gehört zum digitalen Erbe?
- Wer hat Anspruch auf den Zugriff zu digitalen Inhalten?
- Was sollten Erblasserinnen und Erblasser zu Lebzeiten regeln?
- Wie können Erbinnen und Erben auf Konten zugreifen?
- Welche rechtlichen Probleme gibt es beim digitalen Erbe?
- Zusammenfassung und Fazit

Das Wichtigste in Kürze
- Der digitale Nachlass umfasst sämtliche Online-Konten, Zugangsdaten und digitale Vermögenswerte und geht vollständig auf die Erben und Erbinnen über.
- Das frühzeitige Erstellen einer Passwortliste und einer Vorsorgevollmacht erleichtert Ihren Angehörigen den Zugang zu Ihren digitalen Konten im Todesfall erheblich.
- Um rechtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden, sollten konkrete Regelungen zum digitalen Nachlass in Ihr Testament aufgenommen werden.
Was gehört zum digitalen Erbe?
Ihr digitaler Nachlass ist umfangreicher, als Sie vielleicht denken. Er umfasst nicht nur E-Mail-Konten und Social-Media-Profile, sondern erstreckt sich auf alle Ihre Online-Aktivitäten: Cloud-Speicher mit persönlichen Dokumenten und Fotos, Streaming-Dienste, Online-Banking, Paypal-Konten, Amazon und andere Online-Shops, Kundenbindungsprogramme, Gaming-Accounts und sogar Kryptowährungen. Auch die Daten auf Ihren Smartphones, Tablets und Computern zählen zum digitalen Erbe.Viele dieser digitalen Hinterlassenschaften haben nicht nur emotionalen, sondern auch erheblichen finanziellen Wert. Ein vergessenes PayPal-Guthaben oder fortlaufende Abonnements können für Ihre Erben und Erbinnen relevant sein.
Wer hat Anspruch auf den Zugriff zu digitalen Inhalten?
Die Rechtslage ist eindeutig: Alle Rechte und Pflichten des oder der Verstorbenen gehen auf die Erben und Erbinnen über – auch im digitalen Bereich. Der Bundesgerichtshof bestätigte 2018 in einem wegweisenden Urteil, dass Erben und Erbinnen uneingeschränkten Zugang zu E-Mails, Messenger-Nachrichten und Social-Media-Konten des oder der Verstorbenen haben dürfen. Dies gilt sowohl für finanzielle Angelegenheiten als auch für die persönliche Erinnerungspflege.Große Plattformen wie Facebook und Google haben inzwischen spezielle Nachlassverfahren entwickelt. So kann bei Facebook das Profil in einen Gedenkzustand versetzt oder durch eine vorab bestimmte Vertrauensperson verwaltet werden. Google bietet den Kontoinaktivitätsmanager an, mit dem Sie festlegen können, was mit Ihren Daten nach einer bestimmten Inaktivitätszeit geschehen soll.
Was sollten Erblasserinnen und Erblasser zu Lebzeiten regeln?
Als Anwalt für Erbrecht empfehlen wir Ihnen dringend, Ihren digitalen Nachlass frühzeitig zu ordnen:
- Passwortlisten: Erstellen Sie eine vollständige Liste aller Online-Konten mit Zugangsdaten und aktualisieren Sie diese regelmäßig. Bewahren Sie diese Liste an einem sicheren Ort auf.
- Vollmachten: Bevollmächtigen Sie eine Vertrauensperson, die auch nach Ihrem Tod auf Ihre digitalen Konten zugreifen darf.
- Online-Testament: Legen Sie in Ihrem Testament fest, wer sich um Ihren digitalen Nachlass kümmern soll und wie mit Ihren Online-Präsenzen verfahren werden soll.
Benötigen Sie Unterstützung bei der rechtssicheren Gestaltung? Vereinbaren Sie einen persönlichen Beratungstermin mit uns – wir helfen Ihnen, alle Aspekte Ihres digitalen Nachlasses optimal zu regeln.
Wie können Erbinnen und Erben auf Konten zugreifen?
Als Erbe oder Erbin müssen Sie in der Regel Ihre Erbenstellung durch Vorlage der Sterbeurkunde und des Erbscheins nachweisen. Die meisten Plattformen haben hierfür spezifische Prozesse eingerichtet. Sollte der Zugriff trotz Nachweises verweigert werden, können rechtliche Schritte notwendig sein.Ohne Kenntnis der Zugangsdaten wird es oft kompliziert. Umso wichtiger ist es, dass der Erblasser oder die Erblasserin Vorkehrungen trifft und diese Informationen zugänglich hinterlegt.
Welche rechtlichen Probleme gibt es beim digitalen Erbe?
Trotz klarer Gesetzeslage kommt es häufig zu Auseinandersetzungen mit Plattformbetreibern, die sich auf Datenschutzbestimmungen berufen. Das OLG Oldenburg entschied jedoch im Dezember 2024 zugunsten einer Erbin, die Zugriff auf das Instagram-Konto eines Verstorbenen einforderte.
Die Rechtsprechung stärkt kontinuierlich die Position der Erben und Erbinnen – dennoch kann der Prozess langwierig und belastend sein.
Zusammenfassung und Fazit
Der digitale Nachlass ist heute ein wesentlicher Teil der Erbschaftsplanung. Um Ihre Angehörigen zu entlasten und rechtliche Komplikationen zu vermeiden, sollten Sie proaktiv handeln. Die richtige Vorbereitung spart Zeit, Geld und emotionalen Stress.
Möchten Sie mehr über die rechtlichen Aspekte des Erbrechts erfahren? Kontaktieren Sie uns gerne für eine individuelle Beratung!